durch den sudan

endlich in afrika
wadi halfa, 7.12.2004
ein ägyptischer business-fuchs
wadi halfa, 7.12.2004
morgens in wadi halfa
8.12.2004
zen oder die kunst im bus zu sitzen
zwischen wadi halfa und khartoum, 8.12.2004
sitzen lernen
zwischen wadi halfa und khartoum, 8./9.12.2004
ein afrikanischer moloch
khartoum, 10.12.2004
und wieder raus aus dem sudan
khartoum, 10.12.2004
sudan-transport mal anders
zwischen khartoum und gedaref, 11.12.2004
tausche abitur gegen sport-BH
zwischen gedaref und gallabat, 11.12.2004



Endlich in Afrika
Wadi Halfa, 7.12.2004






Die 28 Stunden auf der Fähre sind überstanden und noch immer hängt der beissende Käsemaukengeruch in der Luft, den wir während der gesamten Überfahrt in der Nase hatten. Wen wunderts, bei diesen Füssen. Aufgesprungene Hacken, in denen bestimmt so einiges nistet. Wahrscheinlich wurden die Nylon-Strumpfhosen ohne Füssling für den arabischen Markt erfunden, denn jede andere mit Fuss wäre schon nach dem ersten Tragen hinüber. Neben diesen Füssen zu schlafen macht nicht allzu grosse Freude. Ihr Geruch treibt einem die Tränen in die Augen, vor allem, wenn man sie als Betthupferl neben den Kopf gelegt bekommt.

Dann, im Hafen von Wadi Halfa ist es plötzlich da, Afrika! Wir haben Glück und bekommen zwei Betten in dem überfüllten Hotel Nil, einem ummauerten Hof mit Lehmhütten. Dienstags, wenn die Fähre aus Aswan ankommt, ist hier, in der einzigen Übernachtungsmöglichkeit im Ort, die Hölle los. Sogar draussen im Hof werden Betten aufgestellt. Die Klos sind Betonverschläge mit Pinkelrinne im Boden, alles sehr spartanisch. Aber diese Einfachheit stört nicht weiter, im Gegenteil, jetzt hats mich gepackt, das afrikanische Fieber.

Geschrumpft auf die absolute Bedürfnislosigkeit fallen die Ansprüche der Zivilisation von mir ab und machen einer heiteren Gelassenheit platz. Auf der anderen Seite der Sandpiste, der Hauptstrasse des Ortes stehen einige bunte Plastikstühlchen neben einem Bretterverschlag, ein fülliger Kaftanträger wedelt über der heissen Glut der Steine das Fleisch gar. Und richtig, dies ist das "Restaurant", in dem sich alle Hungrigen und Durstigen von der Fähre nach und nach einfinden. Alles bekannte Gesichter und auf nahezu jedem europäischen dieses heimliche Strahlen. Alle sind gerädert, aber glücklich. Der afrikanische Kontinent hat söben begonnen.
Zwar sind die Frauen hier auch verhüllt, aber ihre Tücher sind farbenfroh und elegant. Im Vergleich zu ihren tristen, oft plumpen arabischen Schwestern wirken sie wie buntgewandete nubische Göttinnen. Grazil und anmutig jede ihrer Bewegungen, schüchtern ihr strahlendweisses Lächeln dem Fremden gegenüber. Ihre Hände und Füsse weich und zart, keine verhornten Hacken und Gesichter mehr. Und selbst wenn ein solcher Fuss mal riechen würde, nähme ich es ihm nicht übel. So gut und fest wie hier, auf einer Stahlpritsche im kargen Lehmhüttchen mit Sandboden, habe ich während der ganzen Reise noch nicht geschlafen. Etre simple. nach Diktat verreist -dwo


ein ägyptischer business-fuchs
wadi halfa, 7.12.2004

spät am abend setzt sich plötzlich ein alter, stämmiger ägypter in einem schwarze kaftan zu uns, kramt sein englisch hervor und erklärt uns seine geschäftsidee. seit 20 jahren träumt er davon, autörsatzteile wie zylinderköpfe aus deutschland nach ägypten zu importieren, um sie dort für das vierfache zu verkaufen. kann man leicht ein visum für deutschland bekommen? wieviel kostet ein alter LKW auf einem deutschen autofriedhof? fragen, auf die wir keine antwort wissen.

aus drei alten lastern könne man in ägypten einen neuen machen, erklärt er mit siegerlächeln. in deutschland seien maschinenteile ja nach einem jahr veraltet, in ägypten dagegen könne er auch mit vier jahre alten teilen noch ein bombengeschäft machen. er sei händler, die araber seien alle gute händler, fügt er hinzu. zumindest hat er es in kairo zu einem mercedes und zwei häusern gebracht. obwohl er gut und gerne 60 ist, treibt ihn immer noch der ehrgeiz, "business" zu machen.

aber business allein ist heute nicht alles, ja vielleicht sogar das problem der arabischen länder, denke ich. in zeiten der globalisierung kann technik nicht mehr nur ein importgeschäft sein. man muss selber entwickeln und weiterentwickeln. daran hapert es offenbar in ägypten, wie ich in der al ahram weekly gelesen habe. der ägyptische maschinenpark ist offensichtlich unglaublich veraltet, ein guter teil dürfte nach westlichen massstäben als schrottreif gelten. aber solange staaten wie ägypten nur alte technik importieren, weil neue zu teuer ist, werden ihre wirtschaften den technischen rückstand nicht aufholen können. dann fehlen wieder umsätze für investitionen, ein ewiger teufelskreis, aus dem auch männer vom schlage des sympathischen alten business-fuchs ägypten herausreissen können.

zum schluss tischt er uns noch eine echte räuberpistole auf. ja, hitler sei der grösste staatsmann gewesen (das ist an sich noch nicht so überraschend, hört man in dieser weltgegend immer mal). dass die deutschen die atombombe nicht gebaut hätten, habe daran gelegen, dass die USA die deutschen atomwissenschaftler entführt und gezwungen hätten, die hiroshima-bombe zu bauen. "das haben sie noch nicht gewusst, oder?" fragt er uns und freut sich. "da können sie von mir noch etwas über ihre eigene geschichte lernen." dann verabschiedet er sich und küsst woldo und mich auf die wangen. wir sind baff. -nbo


morgens in wadi halfa
8.12.2004

um sieben uhr bin ich an der haltestelle, an der die busse abfahren sollen. so früh müsse ich kommen, um eine fahrkarte zu sichern, hiess es gestern am schalter. von wegen. eine handvoll menschen verliert sich hier, die sonne ist noch nicht aufgegangen, sand und plastikmüll treiben im kühlen wind. eine frau hat ihren kleinen teestand aufgebaut, fächelt dem holzkohlenfeuer luft zu. weihrauch steigt aus der glut auf. ihre konkurrentinnen kommen gerade erst an, und so versammeln sich die ersten versprengten am stand dieser gut aussehenden nubierin. kaffee, tee, kakao, ingwer, hibiskusblüten, milchpulver, weihrauchkügelchen, sie hat alles. wohin ich wolle, fragt mich einer. nach khartoum. der ticketschalter ist noch zu, sagt er. wir trinken den ersten kaffee, den ersten tee, reden wenig, die sonne geht auf, die anderen nubierinnen beobachten argwöhnisch unsere ausgeschlafene teefrau, um die sich immer mehr wartende scharen. ein älterer araber gibt mir einen tee aus. die holzkohlen der anderen frauen glühen noch immer ungenutzt. ein mann aus khartoum beruhigt mich, alles sei hier in "sudan time", sieben uhr kann auch acht uhr sein.

wir trinken noch einen kaffee. und was ist mit dem krieg in darfur? der ist weit weg, sagt der khartoumer und lächelt. der platz wird voller und voller, wann öffnet der ticketschalter, frage ich erneut, nervös? ach, der ist schon auf, sagt der khartoumer jetzt. mich trifft der schlag, ich renne zu den holztüren auf der rückseite der baracken, ich habe die falsche im auge behalten. in einem ticketoffice hat sich schon eine menschentraube versammelt. ich drängel mich zum verkäufer durch, zwei tickets nach khartoum bitte. nur noch ein platz übrig. mir wird heiss. es ist schon neun uhr. soviel kaffee, tee und warten, um den bus vor der nase zu verpassen? der khartoumer redet jetzt auf arabisch auf den verkäufer ein, ein ernster blick, ein nachdenkliches wiegen des kopfes, OK zwei plätze, bitte sehr. wann fährt der bus, frage ich beim bezahlen. "now" sagt der verkäufer gewichtig. drei stunden später geht es los. -nbo


zen oder die kunst im bus zu sitzen
zwischen wadi halfa und khartoum, 8.12.2004

du weisst längst nicht mehr, wie viele stunden du schon in diesem LKW-bus sitzt. als die sonne am wüstenhorizont unterging, waren es sechs stunden. das ist lange her. jetzt scheinen ein paar sterne durch die halbblinden fenster. im bus herrscht finsternis. als der fahrer endlich die scheinwerfer anmachte, ging die innenbeleuchtung aus. man kann nicht alles haben. bei jeder bodenwelle fliegst du aus dem sitz und landest hart auf deinem hintern. du hast längst aufgehört, von einem kühlen bier zu träumen. vorhin schweiften die gedanken noch in die vergangenheit, die zukunft, prallten ab und verebbten schliesslich. alles, was geblieben ist, ist dieses rollende schüttelrost, die pure gegenwart. du hast keine bedürfnisse mehr, starrst in die dunkelheit des busses und versuchst, den nächsten stoss abzufangen. keine musik, kein buch, in dessen traumwelten du entfliehen könntest. hellwach bist du, das reine körperliche sein, ein leichter schmerz. ja, du bist. und lächelst unbegreiflicherweise. dann zündest du dir eine zigarette an, rauchst mit deinen sitznachbarn und sprichst über fussball. -nbo


Sitzen lernen
Zwischen Wadi Halfa und Khartoum, 8./9.12.2004





Mittags steigen wir in den LKW-Bus nach Khartoum.  Wie lange die Fahrt dauern soll, kann uns keiner genau sagen. Die Auskünfte reichen von 15 Stunden bis hin zu zwei Tagen. Wir freuen uns wie die Könige, einen Sitz in der letzten Reihe an der Tür erwischt zu haben. Endlich mal viel Platz für die Beine. Doch schon nach 500 Metern werden wir durch ein Schlagloch eines Besseren belehrt. Aus freiem Fall prallen wir auf unsere Sitze zurück, au Backe! Nicht zum Festhalten, kein Vordersitz, der den Stoss abfängt. Und das auf einer unausgebauten Huckelpiste, die jedem Motocross-Fahrer das Herz höher schlagen liesse.

Neugierig werden wir angegrinst, während unsere Gliedmassen in der Luft wilde Kapriolen schlagen, um dann unsanft auf dem Schoss des verdutzten Sitznachbarn zu landen. Völkerverständigung der etwas anderen Art. Zur Belohnung für die willkommene Kurzweil bekommen wir in der Pause Zigaretten geschenkt, ein Polizist aus Saudi Arabien übernimmt gar die Patenschaft für uns und schaut bei jedem Halt nach unserem Wohl, lädt uns zum Essen ein und schüttelt dauernd den Kopf. Er kann es selber nicht fassen, worauf er sich bei diesem Trip eingelassen hat.

Eine durchschnittliche Fahrt in einem der Rüttel- und Schüttelautomaten auf dem Hamburger Dom dauert für gewöhnlich nicht länger als fünf Minuten und kostet drei Euro. Aber diese hier dauert nun schon 5 Stunden, quasi unbezahlbar, und wir haben noch nicht mal die Hälfte der Strecke hinter uns. Ich habe schon jetzt das Gefühl, als würde ich auf meinem unteren Rippenbogen sitzen. Die Sitze sind mit 3cm dickem Schaumstoff gepolstert, der den harten Aufprall um nichts schmälert. Jeder Arzt hätte uns schon jetzt ein Schleudertrauma bescheinigt. Wer einmal auf einem Rodeobock geritten ist, kann den Bewegungsablauf in etwa nachempfinden. Hysterisch kichernd klammern wir uns unter unseren Sitzen fest, um zumindest die Flughöhe zu beeinflussen.

Im Bus herrscht ausgelassene Stimmung, ausweglos sind alle dem selben Schicksal ausgeliefert. Die drei Jungs aus Kairo einige Sitzreihen vor uns drehen sich zu uns um, winken uns zu und rufen immer wieder "Nil, Nil!" 10 Stunden dauert dieser Ritt jetzt schon, und es ist kein Ende abzusehen. Wir sind gefangen in einer Zeitschleife, die sich minütlich von Aufprall zu Aufprall  wiederholt. Draussen wird es dunkel, und wir reiten weiter durch die Dämmerung.

Pause. Teppiche werden ausgebreitet, wir werden von unserem saudischen Paten zum Tee eingeladen und strecken unsere verprügelten Körperteile von uns, während sich zehn Meter hinter uns eine Reihe von fünfzehn Kaftanträger zu einer Mauer aufbaut. Einer nimmt Anlauf, lüft den Ball über ihre Köpfe hinweg in die obere linke Ecke. Tor, Tor!, die Menge jubelt. Nein, falsch. Die Gewandeten gehen hingebungsvoll gemeinsam in die Knie zum Sonnenuntergangsgebet. Sogar auf einer solchen Knüppeltour wird nicht versäumt, Allah zu danken. Sie haben auch die besseren Plätze.

Weiter gehts stundenlang durch die sternklare Nacht. Ohne weitere Erklärung wird um zwei Uhr unvermittelt im schwarzen Nichts angehalten. Festgefahren im Sandboden? Einige nehmen ihre Teppiche und Wolldecken unter den Arm und legen sich nach draussen. Jetzt haben auch wir es verstanden, Nachtruhe befohlen. Unvorbereitet auf dieses Nachtlager bleiben wir im Bus und versuchen im 90-Grad-Winkel einzuschlafen. Wenigstens rüttelt es jetzt nicht mehr, dafür wird mehrstimmig atonal geschnarcht. Neben meinem Ohr hat einer Schnupfen und ich höre seinen Rotz rhythmisch durch seine Nebenhöhlen blubbern. Keine Chance, so kriegen wir kein Auge zu. Wir steigen über Leiber und schlafende Körperteile aus dem Bus und legen uns mit unserem dünnen Deckchen in die klirrendkalte Wüstennacht. Nach zwanzig Minuten kapitulieren wir auch hier. Lieber im warmen Bus dösen, als zähneklappernd hier draussen zum Eisblock zu werden.

Zurück im Bus gelingt es uns auf wundersame Weise dann doch noch, drei Stunden zu schlafen. Um halb acht heisst es dann wieder Aufsitzen zum 8-stündigen Schlussritt nach Khartoum. Nach 28 Stunden Busfahrt weiss ich nun auch, was mit dem Wort Sitzfleisch gemeint ist. Ich habe jedenfalls keins mehr. Wo meins einmal war, sind nur noch Schwielen. nach Diktat verreist -dwo


ein afrikanischer moloch
khartoum, 10.12.2004

was für eine schreckliche stadt. ein lehm und beton gewordenes nichts am zusammenfluss von weissem und blauem nil. überall sieht es aus wie nach einem bombardement. brachflächen, hausskelette, bei denen man nicht weiss, ob es unfertige neubauten oder ruinen sind. im industriegebiet vor khartoum warten ziegenherden mit ihren hirten zwischen fabriken auf was auch immer. am nilufer in der innenstadt langweilen sich grimmige soldaten vor ministerien. kein cafe, keine promenade. als wir uns auf eine bank setzen, um auf den traurigen nil zu schauen, werden wir weg gescheucht. hinsetzen nicht erlaubt.

je 40 kilometer in alle vier himmelsrichtungen erstreckt sich dieser platte drittweltmoloch von der innenstadt. 1977 lebte hier 1 million einwohner, heute sind es 2 oder 3, niemand hat mehr nachgezählt. die innenstadt ist ebenso amorph wie die vorstädte, auch hier seitenstrassen aus schutt, bankgebäude von undefinierbarem architekturstil, die eine oder andere ziege. das klingt vielleicht ganz cool, es ist aber trostlos. der freundlichkeit der sudanesen tut das allerdings keinen abbruch. ein spässchen, ein lachen, und wenn man nicht weiter weiss, hilft jemand (ausser soldaten, die sollte man meiden).

nach omdurman, dem einzigen offenbar etwas älteren und gewachsenen stadtteil, gehen wir mit unserem muskelkater nicht. es ist zu heiss, wir sind zu kaputt. güsthouses gibt es in khartoum nicht, für die paar verirrten rucksackmenschen lohnt das nicht. das billigste doppelzimmer kostet 38 dollar (ist aber auch wirklich in ordnung). die NGOs tummeln sich im "hotel acropole", für 175 dollar die nacht.

wir gehen kurz hin, um in ermangelung eines handbuchs über den sudan ein paar informationen rauszubekommen. die beiden europäer, die das hotel leiten, sind ziemlich arrogant. als traveller bist du hier nur pack, erst recht, wenn du noch den staub der wüste an dir hast. alkohl gibt es im ganzen staat offiziell nicht. nur in khartoum dürfen ausländer und vermutlich einheimische oberschichtler in privatclubs picheln. wir müssen uns mit einem alkoholfreien bier nach all den strapazen begnügen, das uns der eine der beiden acropolisten herablassend anbietet.

in einer provinz, lese ich aber in einer kolumne des "sudan monitor" (tageszeitung), haben frauen ein alkoholgebräu entwickelt, das knallt. sie haben es "internet" getauft, "because it connects you to the world within", wie der kolumnist schreibt. können diese frauen nicht den sudanesischen staat übernehmen? -nbo


und wieder raus aus dem sudan
khartoum, 10.12.2004

seit drei tagen sind wir nun im sudan. ehrlich gesagt, reicht uns das schon. nicht dass hier etwas vom krieg in darfur zu spüren wäre. aber irgendwie ist das land nicht gerade heiter. selbst die strecke von atbara am nil entlang nach khartoum, die schlussetappe unserer busfahrt, war öde. und atbara (kleinstadt mit 60.000 einwohnern) eine ebenso trostlose ansiedlung von häusern in der wüste wie die hauptstadt khartoum. ich hätte nicht mal lust, eine andere provinz zu erkunden, selbst wenn wir zeit genug hätten. morgen fahren wir richtung gedaref, um dort einen truck an die äthiopische grenze zu finden. -nbo


sudan-transport mal anders
zwischen khartoum und gedaref, 11.12.2004

es geschehen zeichen und wunder. der bus, wir heute morgen besteigen, ist ein nagelneuer mercedes-reisebus. die busgesellschaft el gailani muss von einem reichen saudi im namen der arabischen brüderlichkeit finanziert sein, anders ist diese luxusfahrt nicht zu erklären. el gailani habe "good service", sagen die leute am ebenfalls brandneuen busbahnhof von khartoum, der eher einem flughafen gleicht. sie haben recht. wir bekommen kaffee, ein frühstück, cola, saft und kekse.

währenddessen gleiten wir sanft abgefedert durch die landschaft richtung südosten. und siehe da, auch hier ändert sich etwas. die öde ebene weicht einer freundlichen grünen hügellandschaft, die städte bestehen aus runden lehmhütten mit strohdach, sind auf einmal sauber und gepflegt. gedaref, wo wir aussteigen, ist geradezu malerisch im vergleich zum nordsudan. gutgelaunt besteigen wir mittags am rande des marktes von gedaref einen truck nach gallabat. unsere letzte etappe bis zur äthiopischen grenze. ein sudani vor mir hat auf seinem hemd stehen "one life - live it" stehen. wir wahr, denke ich, als wir durch die  heisse savanne losruckeln. -nbo


Tausche Abitur gegen Sport-BH
Zwischen Gedaref und Gallabat, 11.12.2004






Afrika, 42 Grad, die Sonne brennt. Perfekter Halt dankt 3-Wetter-Taft. Schön wär's. Die Fortbewegungsmittel werden abenteuerlicher. Wir sind in Gedaref umgestiegen vom Luxus-Bus auf die Pritsche eines LKWs und werden "zu Fuss" gefahren in Richtung äthiopischer Grenze.

Vier Stunden soll die Fahrt dauern, für 180 km. Stehend wohlgemerkt, zusammengepfercht zwischen 35 weiteren Passagieren und landwirtschaftlichem Gerät. Durch zerfurchte Pisten, die ihren Namen nicht verdient haben. Ein Schlagloch nach dem anderen. Bloss nicht die Knie durchdrücken, dann wird man zur Stange und kann die Stösse nicht mehr abfedern. Den Klammergriff haben wir zwar schon auf der letzten Bustour perfektioniert, aber der nützt uns wenig. Die Fliehkraft reisst dich vom Boden, das gesamte Gewebe deines Körpers in ständiger Auf- und ABwärtsbewegung. Ich fühle mich wie in einem Dauerbelastungstest für IKEA-Schubladen.

Die beiden kichernden Mädchen im Basthüttchen am Marktplatz von Gedaref wollen mich vor der Abfahrt noch schminken, aber ich erkläre ihnen durch Hochhalten meiner Sonnenbrille, dass es keinen Sinn macht, mir die Augen schön zu machen. Na gut, dann rauchen wir eben eine zusammen. Ich bin baff, die ersten rauchenden Frauen seit der Türkei. Überhaupt sind die Frauen hier in Afrika ein eigenes Kapitel. Nicht nur, dass sie grösstenteils wunderschön geschnittene Gesichter haben, sie sind auch erstaunlich selbstbewusst und offen. Eine Wohltat nach der männerdominierten arabischen Welt.

Nach fünf Stunden auf dem Rüttelbrett, übersät mit blauen Flecken und Schürfwunden und Gesichtern wie Bergarbeiter kommen wir am sudanesischen Grenzort an. Das muss man sich mal vorstellen: Herr der Ringe Teil 1+2 stehend und durchgeschleudert. Im Stockdunklen passieren wir die äthiopische Grenze. Heute nacht kann ich überall schlafen, hauptsache in der Waagerechten, geduscht wird morgen. nach Diktat verreist -dwo


chronik

etappen
hamburg – istanbul
istanbul – dahab
dahab – wadi halfa
wadi halfa – addis
addis – nairobi
nairobi – nungwi
nungwi – kyela
kyela – tofo
tofo – kapstadt

gedanken
was ist reisen?
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