aus deutschland raus...

abschiedhamburg, 15.10.2004
zwischen farce und saddam-altarberlin, 15./16.10.2004
floating downstream...
berlin, 16.10.2004



abschied
hamburg, 15.10.2004

17:30 h. es ist unglaublich. die phiestaner trudeln auf dem bahnsteig am dammtor-bahnhof ein. inmitten des lärms, des wochenendverkehrs stehen wir da zusammen, trinken noch mal astra, das der gute leon mitgebracht hat, hören "studio one ska". der saure kreist. die leute um uns herum gucken irritiert. wir stossen ein ums andere mal an und können es nicht glauben, dass wir uns erst in über fünf monaten wieder sehen. chartert ein flugzeug, einen phiesta-jet nach sansibar, denke ich. noch drei minuten, wir hören ein letztes mal "I want justice" von delroy wilson, all die gesichter. das ist phiesta.

dann rauscht der zug rein. schnell die ska-CD eingesteckt, die nehme ich doch mit, eine einzige CD, wer weiss, mit wem wir dabei freundschaft schliessen werden. noch mal den dode gedrückt, mir wird plötzlich ganz anders. dann steigen wir schnell ein, aber dieser abschied ist ganz anders als vor acht jahren vor meiner letzten grossen tour. damals war die zukunft nur ein nebel. diesmal habe ich ein zuhause, auf das ich mich jetzt schon freue: st. pauli und die phiestaner. die bande steht auf dem bahnsteig, wir schon im waggon, die tür geht zu, wir setzen uns in bewegung, anja und petra auch, sie laufen neben dem waggon her. ich sehe genau, dass anja erbsenaugen hat, aber woldo und ich erst mal! wir sind ganz mitgenommen von diesem rührenden  abschied. und klar ist: no sleep till pauli after kapstadt! -nbo


zwischen farce und saddam-altar
berlin, 15./16.10.2004

berlin meint es gut mit uns. vom zoo geht's zum senefelder platz und ein paar minuten später stehen wir in mr. walters appartement. ein appartment mit sehr viel platz, in dem ein plattes zebra auf dem boden liegt. so muss es sein, wir wollen ja schliesslich nach afrika. hightech und filmtrophäen um uns herum, wie angenehm angesichts des überbordenden retroquatsches im kollwitz-kiez. das viertel wird immer absurder. nicht nur thermopen-fenster und yucca-palmen in den kneipen - übelste verfrankfurtung des inneren ostens - nein jetzt werden auch noch mutwillig die 20er herbeizitiert. alles ist so kulturell und gediegen. wohnen hier nur geisteswissenschaftler? die kulturbrauerei, in der wir noch ins kino gehen, setzt dem ganzen die krone auf. vor sechs jahren war ich das letzte mal hier. und jetzt? ein übler berliner themenpark und gleichzeitig voll amerikanisiert mit all den neon-schriftzügen über den bareingängen. das ganze ist so steril. eine trauer.

gregor rettet den prenzlauer berg am nächsten abend, als er uns ins bassy auf der schönhauser allee führt. ja, das ist das richtige berlin. ein roher enger hinterhof, frühindustrielle fabrikatmosphäre mit schornstein und ziegelwand, am ende ein altar mit einem riesigen saddam-poster. in der mitte des kleinen hofes lodern flammen aus einer öltonne. eine schöne art und weise, vermeintlichen dämonen wie saddam das irrational böse zu nehmen, indem man sie einfach zum witz umfunktioniert. toller laden, das ist noch der spirit des früh-90er-berlin, nicht diese üble hauptstadt-retro-kult der gegenwart. berlin soll roh sein, roh bleiben, wenn es schön sein will. alles andere wird zur farce. -nbo


floating downstream...
berlin, 16.10.2004

hinter dem gendarmenmarkt befindet sich das floatcenter. eine schwäbische frohnatur par excellence bereitet uns dort auf die samadhi-tanks vor. das sind eine art meditationstanks, die john lilly in den 50ern für die US-Navy entwickelt hat. 300 kilo salz sind in 600 liter wasser gelöst. unmöglich, darin  unterzugehen. die tankkapsel beinhaltet sozusagen eine miniatur des toten meeres. sie sieht aus wie ein kleiner wal, lang und bucklig.

ich steige ein, lege mich ins wasser und lass den deckel runtergleiten. rotwarme dunkelheit umfängt mich. das salzwasser hat körpertemperatur. kein druck auf der haut, nirgends. schwerelosigkeit, fast. durch die ohren unter der wasseroberfläche dringen ab und zu ferne, gedämpfte geräusche. ich schwebe in meiner kapsel wie in einer anderen welt. back to the roots, als ob ich noch einmal dicht an meine zeit als fötus herankomme. körperloses bewusstsein, die reine existenz, vor meinen geschlossenen augen tanzen kaskaden aus blautönen, breiten sich aus, ziehen sich wieder zusammen. nur wenige konkrete bildert. totale ruhe, absoluter anti-stress. gar nichts. auch keine langeweile. eher eine art re-boot: dahintreiben, noch mal von vorne anfangen. noch mal aufbrechen. -nbo


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