was ist reisen? #3
tofo, 23.2.2005

traveller glauben, die besseren reisenden zu sein. ihre ideologie ist die suche nach dem authentischen, die sie von touristen trenne, glauben sie. denn diese dickbaeuchigen, rotgesichtigen zeitgenossen mit ihren sonnenhueten, tennissocken und khakihosen begnuegten sich mit den vorverdauten und mundgerecht zubereiteten kulturhaeppchen, die ihnen die reiseveranstalter vorsetzen. und so wird kurzerhand jeder ort, jeder pfad, an dem die zahl der mzungu und faranji sprunghaft zunimmt, fuer verdorben erklaert. hier habe der tourismus authentische kulturen angefressen, ja zerstoert, versichern sich die traveller und es klingt wie eine beschwoerung. es ist bestenfalls naivitaet, wahrscheinlich aber masslose ignoranz. die wohlmeinenden halten einen ort wie pangani an tansanias nordkueste fuer authentischer als nungwi in sansibar, nur weil dort das geschaeft mit den fremden noch nicht angekommen sei. aber die jungen checker und gluecksritter der swahilikueste (nur ein beispiel fuer viele weltgegenden), sie sind genau so echt wie der dhau-kaeptn, der noch mangos und bananen mit dem wind verschifft. auch sie sind das afrika von heute, und unsere enttaeuschung ueber ihr gehabe und gequatsche entlarvt nur die grosse travellerillusion, es gebe noch andere, ja bessere, weil urspruenglichere zivilisationen, die dem von sich selbst entfremdeten westen etwas voraus haetten. mehr spiritualitaet, mehr gemeinschaftssinn, weniger materialismus. oder so. das ist lange vorbei. ob in indien, kambodscha oder tansania, der grosse traum, der alle eint, ist derselbe wie im westen: ein gutes leben ohne mangel und krankheit, in dem alles zur hand ist in dem augenblick, da man es sich wuenscht. der traveller ist genauso wie der tourist ein willkommenes mittel, dieses leben schneller zu erreichen als durch jahrelangen pfluegen, fischen oder anderweitiges schuften. es ist absolut folgerichtig, dass niemand in der dritten welt einen unterschied zwischen traveller und tourist macht. der vermeintliche unterschied zwischen beiden reisendengruppen ist eine intellektuelle augenwischerei der westler. die realitaet des reisens hingegen aehnelt eher der quantenmechanik: so wie in dieser der beobachter immer das messergebnis eines experiments in der welt der atome und elementarteilchen beeinflusst, kann auch der traveller nie nur reiner gast, stiller beobachter sein. wo immer er auftaucht mit seinem rucksack, den er fuer bescheideneres gepaeck haelt als die koffer der touristen, wird er zur attraktion, zur gelegenheit. jeder "authentische" einheimische, der clever genug ist, wird sich sofort auf die gegenwart dieses mzungu einstellen und sich hoechstens wundern, warum sich ein fremder in einen kaputten bus zwingt, in einem hotel mit dreckigen klos und kaputten duschen schlaeft. die vorstellung authentischer kulturen hat ihre wurzeln im zeitalter der entdecker und romantiker, als europaeer zum ersten mal in fuer sie fremde weltgegenden vorstiessen und einige wohlmeinende patres den "edlen wilden" vor dem suendenfall entdeckt zu haben glaubten. der edle wilde wurde im kolonialismus schnell zum untermenschen, grund genug fuer alle antiimperialisten unter den travellern, den edlen wilden im fremden zu rehabilitieren. was aber ist falsch daran, wenn diese "authentischen kulturen" sich genauso veraendern wie wir westler, die wir begeistert sushi und thaicurries essen, im sommer mit sarongs oder lungis um die hueften unsere grossstadtstraende bevoelkern oder zuhause buddhafiguren oder afrikanische masken in unsere wohnzimmer stellen? im 21. jahrhundert , in dem bob marley und beckham, hiphop und hotmail in jeden weltwinkel vordringen, sind wir alle touristen, sobald wir uns in die fremde begeben, um neue erfahrungen zu machen - und immer auch hoffen, weiter zu uns selbst vorzudringen, uns zu entspannen, loszulassen vom rat race des kapitalismus. ob im verrosteten toyota-dala-dala in tansania oder im klimatisierten bus eines fuenfsterne-ressorts auf bali, ist unerheblich. denn reisen entspringt immer auch einer gehoerigen portion egoismus, die wir uns leisten, indem wir von zuhause verschwinden und eine luecke hinterlassen, zur selben zeit aber in der fremde anderen unsere gegenwart zumuten. -nbo

 

entspannte tage in BambooziWorld
tofo, 23.2.2005

die brandung kracht rechts von mir an den strand, dumpfe beats treiben links von mir aus der bamboozi-bar, oben ueber den duenen, heran. ein tropisches ennui liegt ueber diesem ort, an dem europas travellergeneration eine auszeit nimmt. tagsueber tauchen, abends trinken, rauchen, geschichten erzaehlen, grooven (ja, unsere ska-CD mit "I want justice" ist hier ein grosser renner geworden). amerikaner gibt es hier nicht mehr. seit 9/11 bleiben sie offenbar zuhause, sehen sich nicht mehr um, waehrend die europaeer unverdrossen ausschwaermen. abends sitzen wir am strandfeuer, englaender, deutsche, schweizer, franzosen, belgier, spanier, und es ist kaum zu glauben, dass sich unsere grosseltern vor 60 jahren noch kugeln und granaten um die koepfe jagten. wir seien die erste kindergartengeneration, sagt bo, der schwede mit der trendglatze, der schon 47 ist. der kindergarten habe uns dazu konditioniert, die gruppe zu suchen, um das ewige spielen fortzusetzen. am strand von koh phangan, goa, mykonos oder eben hier in tofo. die tage gehen dahin in dieser spielwelt, die nichts mehr zu sein vorgibt ausser dem reinen spass. die einheimischen sind in den kuechen verschwunden, in den palmengaerten der ressorts und backpacker. sie nehmen nicht mehr teil wie noch in ostafrika. suedafrika ist nahe, man fuehlt den wechsel, das erbe der apartheid sickert ueber die grenze und trennt weisse spassvoegel und schwarze bauern. niemand nimmt notiz davon, weil es allen so gut geht. wer liest, schmoekert airport novels wie den zur zeit unvermeidlichen "da vinci code". es gibt nichts mehr, mit dem ich noch ringen und hadern muesste. afrika ist zuende, hier in BambooziWorld, und ich bin nicht einmal traurig darueber. -nbo

 

vaffanculo vilanculo
tofo, 17.2.2005

es ist bruellheiss, als wir nach drei tagen endlich das meer erreichen. vilanculo. das klang so verheissungsvoll. aber es ist nicht schoen dort. der strand zu schmal, die wenigen backpacker absurd teuer, die ebbe zu heftig - man kann hunderte meter rauslaufen, fast bis zum riff, ausgerechnet nachmittags -, und die doerfler fangen schon wieder an zu bescheissen. sind wir nicht gestern abend in chimoio noch von ricardo zu einem bier eingeladen worden? vilanculo ist bereits im tourismus angekommen, wenn auch noch nicht so heftig wie sansibar. aber es ist verloren. also weiter. und so sitzen wir heute morgen wieder im bus, halb fliehend, halb weiterziehend. in maxixe steigen wir auf eine faehre um, die uns ueber den meeresarm hinueber nach inhambane bringt. und als wir dort nach einer bank suchen, fragt uns ploetzlich ein mosambikaner: "bamboozi?" klick. "bist du von der bamboozi-lodge in tofo?" das ist der backpacker am tofo beach, 20 kilometer entfernt, zu dem wir wollen. dann taucht noch ein rothaariger, baertiger suedafrikaner auf, der gerade ein paar zutaten fuer die kueche kauft. wir klettern auf den pickup, nicht ohne noch eine stange grande-turismo-zigaretten gekauft zu haben. als wir eine halbe stunde spaeter auf der barterasse des bamboozi stehen, haut's uns lang hin. this is The Beach - jedenfalls fuers oestliche afrika. eine weite bucht mit breitem strand und maechtiger brandung, eingefasst von hohen duenen und palmenhainen. die bar ist knallvoll, es herrscht eine stimmung wie sonntags im sommer an der elbe, schnell ein bier, und mucki, der liebenswerte koelner hinter dem tresen, lacht uns an, als waeren wir alte bekannte. nach ein paar stunden kennen wir die haelfte aller traveller, im hintergrund laeuft bester hiphop, das essen, mosambikanisches krabencurry, ist phantastisch, ein paar leute taenzeln vor der bar auf und ab. redet da noch einer von sansibar? -nbo

 

veilchen ohne schlaegerei
vilanculo, 16.2.2005

als ich vor einigen tagen aufwache, habe ich diesen seltsamen schmerz unter dem linken auge. wenn ich's nicht besser wuesste, wuerde ich glauben, mir haette jemand am vorabend eins aufs jochbein gegeben. aber da ist nichts zu sehen - noch nicht. als ich am naechsten morgen aufwache, hat sich mein linker traenensack maechtig aufgepumpt. eine rote schleifspur zieht sich darueber. kann das... diese bloede chilischote gewesen sein? klein, gruen und so hoellenscharf, dass ich schluckauf bekam, hatte ich sie mir ueber meinem reis zerkruemelt. den anschliessenden schwitzanfall im gesicht kurz mit der hand weggewischt. kann chili solche folgen haben? als ich am folgenden morgen aufwache, ist die antwort: und wie! aus dem aufgepumpten traenensack ist eine einzige brandblase, ja ein stattliches veilchen geworden, und ueber das linke auge hat sich von nasenwurzel kommend eine hautfalte gelegt. im spiegel starrt mich ein "elefantenauge" (o-ton woldo) an, himmel, was geht hier vor? kleine eiterpusteln leuchten jetzt auf der traenensackblase. mein sichtfeld auf dem linken auge ist halbiert, und bei jeder grimasse spannt die haut. als ich am naechsten morgen aufwache, kann woldo das elend nicht mehr mit ansehen und organisiert einen eisbeutel. den halte ich mir aufs auge, waehrend wir zur grenze fahren, und woldo erklaert irritierten malawierinnen im bus, das sie mich nicht geschlagen habe. nach einer stunde ist zumindest das elefantenauge verschwunden. zurueck bleibt ein riesiger roter schorfring, der mir prompt scherereien macht (s. "planet mozambique"). heute, fuenf tage spaeter, ist mein auge das chiliveilchen endlich losgeworden, und woldo freut sich ueber die rosarote "kleine haut", mit der sich mein traenensack verjuengt hat. -nbo

 

planet mozambique
vilanculo, 16.2.2005

das meer, das meer, die weite des ozeans. da wollen wir hin, nach vilanculo, es soll grossartig dort sein, und dafuer ertragen wir wieder einmal stundenlange busfahrten durch endlose savannen. schleichen morgens um vier durch die kuehle der nacht, um einen sitzplatz in ausgebuchten bussen zu ergattern, die wie in aethiopien mitten in der nacht losfahren. schwitzen schon bald nach sonnenaufgang und schuetteln uns beim naechsten schlagloch. kilometer um kilometer durch gruene waende aus baeumen und straeuchern, keine orte weit und breit, davon gibt es in mosambik offenbar nicht viele. "waehlt gegen die moerder von der renamo", schreit ein politgrafitti, als wir schliesslich doch eine stadt erreichen, chimoio. breite alleen, ein riesiger rechteckiger platz, ein kreisel mit einem betonmonument in form eines fuenfzackigen sterns, es riecht foermlich nach sozialismus, ja nach kuba. so mediterran-romanisch nach tausenden kilometern durch ex-empire-kolonien. auf den daechern prangen riesige alte neonreklamen fuer bier und batterien, wie man es aus lissabon oder madrid kennt. in den cafes gibt es delta-kaffee und gezapftes bier. die kellner tragen fliegen, die hotelmenschen sind wie aus dem ei gepellt. in der pensao flor de vouga bekommen wir kein zimmer, weil ich mit chiliveilchen ums auge und dem schwarzen piratentuch zu wuest fuer diese romanische eleganz sein muss. in der residencial flor de vouga ein paar meter weiter mustert mich die alte portugiesin unbehaglich von oben bis unten und laesst mich erst nach kurzem zoegern ein zimmer begutachten. dann treffen wir ein weiteres sozialismusrelikt am billardtisch einer kneipe. pedro dove spricht mich auf deutsch an, weil keiner ein wort versteht, als ich auf portugiesisch zwei tosta mista zu bestellen versuche. 1988 war pedro fuer drei monate in dresden, im bruderstaat DDR. damals als frelimo und renamo noch jenen buergerkrieg fuehrten, der die stolpernden minenopfer in den strassen von heute hervorgebracht hat. drei monate hat er sich im wesentlichen von bier ernaehrt, und es sei sehr kalt gewesen. theatralisch beschreibt er, wie viel kleidungsstuecke er sich damals anzog. in drei jahren ist seine tochter volljaehrig. "dann kann ich mich entspannt zuruecklehnen, dann muss sie sie selbst das leben meistern." jetzt muss er noch gute geschaefte mit billardtischen und queues machen. ein 24-jaehriger barbesitzer in tete bezahle in jedes mal cash in dollar, der habe so viel geld, es sei unglaublich. das neue mosambik. auch der fahrer unseres naechsten busses, zu dem pedro uns bringt, ist in der DDR gewesen. "leipzig" sagt er grinsend. da muss ihm preussische puenktlichkeit in die knochen gefahren sein. als morgens um vier noch nicht alle passagiere im bus sitzen, einige noch gemaechlich ihre koffer ueber den buergersteig ziehen, regt er sich hoellisch auf. "bleibt zuhause", flucht er, "ich habe doch nicht umsonst ins fenster geschrieben, dass dieser bus um vier abfaehrt. um vier!" von wegen this is africa. here is planet mozambique. hier ist alles anders als in ostafrika. zum ersten mal seit aethiopien werden wir auch wieder von einem einheimischen zu einem bier eingeladen, nach all den drinks, die wir unseren "schatten" in tansania spendiert haben. ricardo julio langa, geologe und bei der staatlichen wohnungsbaugesellschaft beschaeftigt, kennt sich ueberraschend gut mit deutschem fussball aus. rummenigge, andi moeller, littbarski, da kann beckham glatt einpacken. das liegt daran, dass er seine fussballleidenschaft bei der WM 82 in spanien entdeckte. im finale 2002 gegen brasilien sei er auch fuer die deutschen gewesen. dann waeren beide laender mit je vier titeln gleichauf, sagt er. wow. dann kommt eine weitere runde, obwohl uns das bier schon zu den ohren rauskommt. ricardo ist zufrieden mit dem fortschritt in mosambik. es herrsche frieden und es gehe langsam bergauf. obwohl europa natuerlich noch viel, viel besser zum leben sei. na prost, dann faehrt er mit seinem kumpel in einem pickup der wohnungsbaugesellschaft davon. uns schwirrt der kopf, in sechs stunden muessen wir schon wieder aufstehen, mit dem bus durch gruene waende rasen, denn wir wollen ja ans meer... -nbo

 

galao in tete
14.2.2005

ein heisses und trostloses nest sei tete, eine provinzhauptstadt in mosambik, steht im lonely planet, dem hitchhikers guide to planet earth. aber er irrt sich: der ort ist gar nicht trostlos. im gegenteil, ein hauch von schulterblatt weht durch die hauptgeschaeftsstrasse: eine aehnlich verramschte auslage in den schaufenstern und im cafe gibt es galao, portugiesische toertchen und schinken-kaese-toast (fuer die nichthamburger: das schulterblatt ist die hauptstrasse des schanzenviertels mit diversen portugiesen). hamburg kommt naeher. ja, und ostafrika liegt hinter uns, denn hier in dieser ersten mosambikanischen stadt hinter der malawischen grenze fuehlt sich alles anders an. die frauen sind schicker, die autos dicker, die strassen breiter und gefegter, die maenner gepflegter. das bier kommt in 550-ml-flaschen. in der mitte des ortes spannt sich eine riesenbruecke ueber den sambesi, die letzte bruecke bis zur muendung am indischen ozean. englisch ist ebenfalls passe, hier schnattern alle in portugiesisch und wir muessen erst mal im kopf kramen, was wir an spanischen woertern und portugiesischen fetzen noch drauf haben. das einzige, was uns nicht ganz so begeistert, sind die busse: die fahren naemlich wie in aethiopien wieder "de noite", nachts zwischen 4 und 5 uhr ab. muito frueh und ohne galao. morgen quaelen wir uns dann also aus dem bett richtung kueste. ate mais tarde.

 

ostafrika-schnipsel
14.2.2005

fangen wir mal nicht mit bier und zigaretten an. bleiben wir beim saft. kaum hatten wir die grenze zwischen kenia und aethiopien ueberquert, war's vorbei mit dem orangensaft. von kenia bis bis malawi gab es keine orangen mehr. nur mango, ananas und passionsfrucht. nicht ganz unsere geschmacksrichtung. da ist man in den tropen, und es gibt keine orangen. wahrscheinlich nur unsere unwissenheit, ueberall orangen zu vermuten. aber sie waren einfach weg. - ebenso der kaffee. in kenia und tansania tauchen sie teebeutel in warme milch. das war's. kaffee? haben wir nicht. au backe. tee mit milch. dabei wird in kenia und tansania kaffee angebaut. aber, wie uns ein italiener in stone town sagte, dort verstehen sie nichts vom kaffee roesten. stattdessen nur instant-kaffee (marke "africafé"). fuerchterliche ploerre. - ja, aber nun doch zum wichtigsten: bier und zigaretten. da sieht alles gleich viel freundlicher aus. zigaretten - ein paradies fuer raucher: im sudan schlotet man "bringi" im 10er-paeckchen fuer 200 dinar (60 cent), in aethiopien kostet die 20er-packung "nyala" 3 bis 4 birr (25 - 35 cent), in kenia gibt es 20 "superman" fuer 40 bis 60 shilling (40 - 60 cent), in tansania haben wir 800 bis 1000 shilling (55 - 70 cent) hingelegt, und in malawi waren es 40 bis 80 kwacha (35 - 70 cent) fuer eine packung "ascot" oder "embassy". und das bier: im sudan natuerlich fehlanzeige. in aethiopien gibt es leckeres "dashen", die flasche fuer 10 birr (knapp 1 euro), in kenia ist "tusker" fuer 80 bis 100 shilling (80 cent - 1 euro) nicht zu verachten, in tansania zischt "safari "fuer 1000 bis 1500 shilling (70 cent - 1 euro) am besten, in malawi gibt es "carlsberg green" fuer 50 bis 90 kwacha (40 - 75 cent). - wer in ostafrika in einem 40 grad heissen bus drei stunden mit der nase in der achselhoehle des nachbarn auf dem gang gestanden hat, hoert das wort "sweatshop" mit anderen ohren. diese kapitalistische ausbeutung ist an sich schlimm genug, aber in afrika muss es unertraeglich sein. - autofahren muss man nicht in der fahrschule lernen, macht in ostafrika auch bestimmt keiner. aber so fahren sie dann auch. wer zu frueh schaltet, ist uncool. der berg wird im dritten gang genommen, bis der wagen fast steht. und wenn's bergab geht, schaltet man runter, damit man noch mal so richtig schoen den schwung fuer die naechste steigung abwuergt. - fluestern ist in ostafrika nicht nur unbekannt, sondern wohl auch unmoeglich. die lokalen sprachen werden immer lautstark artikuliert, auch morgens um vier, wenn alle nachbarn noch schlafen. diskutieren heisst automatisch schreien. da ist an schlaf nicht zu denken. - muell wegbringen funktioniert nach dem prinzip "ich mach die augen zu, dann sieht mich keiner". in nkhata bay wurde er von den gaertnern direkt neben unsere huette gekippt, weil da so schoene bullige felsen waren. die gaertner konnten ihn dann nicht mehr sehen, aber wir um so mehr, und noch viel mehr riechen. als wir uns beschwerten, schauten sie uns nur ratlos an. ach, diese mzungu. - die gummi-schlappen aus recycelten autoreifen, die wir zum ersten mal in addis auf dem mercato gesehen haben, werden bis unten in arusha und serengeti getragen. hemingway hat schon 1935 in "green hills of africa" diese schlaue schuhmode erwaehnt. so alt ist diese idee schon. klasse. - die restliche mode in ostafrika ist weniger erbaulich. wer nicht traditionelle kleidung traegt (maenner fast nie mehr), rennt mit klamotten aus der altkleidersammlung des roten kreuzes herum. das trendpolentum in st. pauli, moeglichst schlecht angezogen zu sein (blaue skijacke, graue anzughose und kackbraune turnschuhe zum beispiel), kann da nicht mithalten. wann sind die maenner auf die idee gekommen, dass ihre traditionellen sachen schlecht aussehen? da lob ich mir die samburu oder massai mit ihren togen oder wickelroecken. - wer in malawi avocados gekauft hat, will nie wieder eine beim obstmann um die ecke erstehen. dort gibt es riesengeraete fuer umgerechnet 5 cent, waehrend bei uns winzige verschrumpelte gruene eier rumliegen, die 1 euro kosten, im oekosupermarkt sogar 1,60. - last but not least ein blick in den zeitungsstaender: im sudan gibt's unter anderem den duennen taeglichen "sudan monitor", der die pfoten schwaerzt; in aethiopien ueberrascht eine wochenzeitung namens "capital" mit kapitalismuskritischen analysen; in kenia koennen wir taeglich "the standard" oder "the nation" lesen, beides ein maessiger genuss; schon etwas besser informiert ist man in tansania mit dem "guardian", der auch denselben schriftzug wie sein englischer namensvetter hat, es gibt eine eigene sektion "world & business news", in der einiges drin steht; die malawischen "mail" und "nation" sind hingegen wieder recht schmalbruestige tageszeitungen. absolut lesenswert ist dagegen die wochenzeitung "the east african", die in kenia, tansania und uganda verkauft wird. da erfaehrt man mehr als nur crime-stories und politiker-skandale. lesen!

 

ein paar tips zu tansania und malawi...
13.2.2005

tansania TRANSPORT die busse sind so unbequem wie ueberall, aber immerhin gibt es zwei bahnlinien, von daressalaam (kurz: dar) nach sambia, also richtung suedwesten, und richtung westen, gabelt sich zum victoriasee und zum tanganyikasee. SANSIBAR-UEBERFAHRTEN von dar nach stone town kostet die schnelle faehre 35 dollar. eine schoene ueberfahrt ist das nicht. von der kueste kann man aber in den hafenstaedten bagamoyo, pangani und tanga passagen auf dhaus nach sansibar bekommen (sowohl motorisierte als auch reine segler). von pangani laesst sich das einfach organisieren: iddi mohammed vermittelt an die bootskapitaene, pro woche legen vielleicht drei, vier ab. je nach anzahl der passagiere kostet die ueberfahrt 10 bis 15 dollar (darin ist iddis provision enthalten) und dauert je nach windstaerke 3 bis 10 stunden. ziel ist der strand von nungwi am nordzipfel von sansibar (eigentlich muesste es heissen "der hauptinsel von sansibar", denn die heisst eigentlich unguja und bildet erst mit der nachbarinsel pemba zusammen das land, das ehemalige sultanat sansibar bildet. aber heutzutage meint man mit unguja und sansibar dasselbe). iddi erreicht man unter iddi03@hotmail.com oder mobil unter +255-748-504373. wegen des ominoesen einreisestempels fuer sansibar braucht ihr euch keine gedanken zu machen, den kann man sich nachtraeglich noch in stone town im hafen holen, da stellt keiner dumme fragen. UEBERNACHTEN arusha: da wir im hotel "spices & herbs" mit ziemlicher wahrscheinlichkeit vom management selbst beklaut wurden, moechten wir euch davon abraten!!! deshalb haben wir fuer arusha keine empfehlung. - pangani: im "river view inn" gibt es billige (4000 shilling, ca. 3 euro) und saubere zimmer ohne bad, gut, wenn man nachts die dhau nach sansibar nehmen will, die gegenueber dem hotel ablegt. - nungwi (sansibar): das "union beach ressort" hat ganz schoene haeuser mit je zwei zimmern (fuer 20 dollar die nacht, incl. bad und fruehstueck), direkt am strand. das essen ist gut und deutlich billiger als im "zentrum" von nungwi, nur sind die jungs, die den laden schmeissen, nicht die schnellsten und gewitztesten. also geduld, wenn ihr etwas bestellt! wer tropenstrandromantik haben will, sollte lieber am kendwa beach 3 km suedlich vom nungwi beach ins "les toits de palme" gehen. die gemauerten huetten (mit bad) kosten 30, die palmhuetten (ohne bad) 15 dollar pro nacht mit fruehstueck. das ganze liegt direkt an einem wunderbaren strand, mit haengematten zwischen palmen, ohne jeden rummel, hat absolut thailand-qualitaet, so schoen kann man in nungwi nicht wohnen. wir haben's leider zu spaet entdeckt und sind dann nicht mehr umgezogen. - stone town: um die ecke vom eingang zum hafengelaende ist das "malindi guest house", ein tolles altes sansibarisches stadthaus mit schöner einrichtung, 30 dollar fuers DZ mit bad und fruehstueck auf der dachterrasse, mit blick ueber die "stone town landungsbruecken". allerdings riecht man den fisch auch. telefon: +255-(0)24-2230165, malindi@zanzinet.com. - jambiani (sansibar): wir waren hier zwar nur auf einen wein auf unserem vespa-ausflug, aber das "oyster hotel" ist definitiv zu empfehlen. gehobene entspannungsklasse, ganz ruhig, direkt am strand, endloser blick hinters riff, DZ kostet 50 dollar, aber alles sehr schoen gemacht. es gibt sogar einen grossen buchtauschschrank mit diversen deutschen schmoekern. guten, nicht den ueblichen fuerchterlichen strandthrillern und pilchergurken. telefon: +255-(0)741-333125. - dar: das holiday hotel ist solide, schlicht und sauber, im zentrum gelegen, man kann zu fuss zu verschiedenen restaurants gehen. das DZ mit bad kostet 12000 shilling, ca. 9 euro, und im ersten stock gibt es einen hoehergelegenen innenhof. telefon: +255-(0)22-2112246, jamhuri street. -SAFARIS allem touribusiness zum trotz, das ziel in arusha ist klar: serengeti, ngorongoro-krater, lake manyara, tarangire national park. es ist der hammer und das geld wert. das problem ist nur, die richtige safariagentur zu finden. alles bieten mehr oder weniger dasselbe, oder soll man sich einen eigenen jeep mieten? wer daran denkt, sollte bedenken: pro person und tag muss man unabhaengig von essen, automiete und sprit 50 dollar veranschlagen, 30 fuer die taegliche parkgebuehr und 20 fuer die uebernachtung auf einem zeltplatz. gemessen daran sind die billigsten touroperator mit 80 - 100 dollar pro tag und nase nicht ganz so teuer. angebote um die 75 sollte man mit vorsicht geniessen, denn da wird am sprit gespart, und das bedeutet: kuerzere game drives. wer selbst faehrt, kann weniger sehen, weil er sich um die schlagloecher kuemmern muss. also dreht nicht jeden pfennig um und stellt euch lieber hinten in den jeep und lasst einen anderen fahren. es lohnt sich wirklich. wie findet man den richtigen tour operator? plant einen tag ein, um euch in arusha umzuhoeren, klappert drei, vier ab, lasst euch das programm beschreiben. unseren operator koennen wir nicht von ganzem herzen empfehlen, weil er uns kaputte zelte und einen unfaehigen guide mitgab (lasi tours, obwohl sie an anderer stelle empfohlen wurden und der manager uns einen teil des geldes zurueck gab). victoria safaris/tours hatten wir auch gecheckt, die machten einen vernuenftigen eindruck, grosser laden, sehr professionell. aber hoert euch mal um. *** malawi ALLGEMEIN was fuer ein tolles land! das entspannteste auf der ganzen afrikaroute. die visa sind, ihr glaubt es nicht, umsonst und werden an der grenze in den pass gestempelt. UEBERNACHTEN nkhata bay: keine frage, die njaya lodge ist der beste backpacker weit und breit. tolle lage, vom felsen vor der huette kann man morgens in den malawisee springen, den einzigen in ostafrika ohne bilharziose, von der terrasse kann man abends phantastische gewitter ueber dem mosambikanischen ufer geniessen, alles ist super organisiert, die leute unglaublich freundlich und hilfsbereit. die DZ-huette ohne eigenes bad kostet 10 dollar, es gibt auch teurere chalets mit bad. telefon: +265-352342, email: njayalodge@compuserve.com. bilder unter: http://www.africanet.com/njaya/
welcome.htm
- fahrt hin und bleibt! - monkey bay: auch hier ist der fall klar, "venice beach" ist ein wunderbares guesthouse direkt am strand, james, der manager, ist aeusserst hilfsbereit, kein nerv, keine mutwillige dauerparty und eine grandiose landschaft. das haus ist noch nicht ganz fertig, aber mit der chilloutebene im ersten stock schon jetzt schwer erholsam. DZ ohne bad 10 dollar. wenn ihr in monkey bay ankommt, ob mit boot oder bus, fragt irgendjemanden und die leute werden euch hinbringen. - blantyre: das "doogle's" is the place to be. mit 2235 kwacha (ca. 16 euro) pro DZ (im gartenbungalow, mit bad) etwas teurer als in malawi ueblich, aber nicht schlecht fuer eine grossstadt. pool, bar und garten sind dabei, leider ist die musikauswahl nicht immer so gelungen.telefon: +265-621128, email: doogles@africa-online.net, website: http://www.doogleslodge.com MIT DEM BOOT UEBER DEN MALAWISEE die "ilala" faehrt jede woche einmal den malawisee von chilumba im norden nach monkey bay im sueden und wieder zurueck. route und fahrplan findet ihr hier: http://www.malawi-travel.com/eng/
transfers-boat.shtm
. die fahrt von nkhata bay nach monkey bay dauert ca. 40 h (montag abends bis mittwoch mittag) und kostet auf dem erste-klasse-deck 61 dollar pro person, in der economy-klasse nur 14 dollar. auf dem deck gibt es allerdings eine bar, gestelle fuer haengematten, korbsessel, freie sicht und viel frische luft. das lohnt sich.

 

haehnchen und politik bei mrs makhumula
blantyre, 13.2.2005

wenn im doogle's, dem in-backpacker von blantyre die musik zu schlecht wird (marusha, oh shit) und der hunger drueckt, bleibt nur die flucht. raus aus der stacheldrahtbewehrten trutzburg fuer traveller und reiche malawier, ueber die strasse und ins "safari restaurant". aus kraechzenden boxen droehnt ein uebersteuerter radiosender, und hinter der theke warten mrs makhumula und ihre enkelin auf hungrige. ah, ein green bitte, und dazu ein ganzes haechnchen mit nsima, der malawischen polenta. mrs makhumulas haehnchen schmecken phantastisch. wir erzaehlen ihr, wie traurig die mageren legehennen in deutschland schmecken. "ich zuechte sie selbst, und sie bekommen bei mir gemuese und gutes futter", sagt die grauhaarige alte dame. und wenn wir unsere zaehne in den flattermann schlagen und wohlig brummen, strahlt sie. die haehnchen koennen es locker mit dieser gaststaette in kreuzberg, "neue welt" oder so, aufnehmen, die in berlin als beste haehnchenbraterei bekannt ist. aber mrs makhumula ist mehr als nur die chefin des "safari restaurant". letztes jahr hat sie sich als unabhaengige kandidatin fuer das malawische parlament zur wahl gestellt. hat am ende nicht gereicht, sagt sie, denn allein gegen die grosse politik anzukommen, das geht auch in malawi nicht. aber man wuenscht sich solche frauen ueberall in ostafrika an der macht. resolut, wuerdevoll, integer. das waere schon mal ein anfang. als wir sie auf die "lost generation" ansprechen, laechelt sie. nein, die jungen maenner haetten es tatsaechlich nicht so mit dem arbeiten. ihr vater und ihr grossvater seien da noch ein anderer schlag gewesen. "die haben hart gearbeitet und auch die feldarbeit gemacht", sagt sie. "damals haben die frauen sich noch mehr auf die hausarbeit konzentriert." heute machen die frauen in ostafrika fast alles: familie, geschaeft, markt, landwirtschaft... "aber frueher ist auch die arbeitslosigkeit noch nicht so hoch gewesen", fuegt sie wie zur entschuldigung der jungen maenner von heute an. -nbo

 

Baechtig moese
Blantyre, 12.2.2005

Nach vielen bemerkenswerten Eindruecken in Malawi bleibt mir einer am nachhaltigsten in Erinnerung: der Fischgeruch in meinem Rucksack, der sich waehrend der Fahrt von Mangochi nach Blantyre ausgiebig in einer Fischlache auf dem Boden vom Minibus suhlen darf und ordentlich damit vollgesogen hat. Als ich den gelangweilten Fahrer beim Aussteigen streng frage, was er denn davon haelt, meint dieser nur: "I don't know, can you forgive me?" Mensch nein, natuerlich nicht, du alte Knalltuete! Faellt hier denn keinem mal was besseres ein als andauernd dieser beharrliche Stumpfsinn? Oh Herr, wirf Hirn vom Himmel. Und vielleicht auch ein kleines Paeckchen Waschpulver? nach Diktat verreist -dwo

 


Anfang|Zurück(Einträge 21 bis 30)Weiter

 

original-blog

route
deutschland
polen
slowakei
ungarn
rumänien
türkei
syrien
libanon
jordanien
ägypten
sudan
äthiopien
kenia
tansania
mosambik
malawi
swasiland
südafrika
andere länder
eure kommentare